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Das Grab von Nathanael

Nathanael – dieser Name (Gabe Gottes) wurde ihm nicht von seinen Eltern oder Großeltern oder sonst jemandem gegeben, der mit ihm verwandt war.
Den Namen erhielt er von uns (Ruhesteine e.V.).
Nathanael wurde drei Stunden nach seiner Geburt getötet.
Niemand hat die Verantwortung für die Beerdigung übernommen.
Niemand hat ihn begleitet. Wir waren zu zweit, die Bestatterin und die Pfarrerin.
Offiziell existiert er in den Büchern des Standesamtes als eine Nummer mit Nachnamen und Geschlecht.
Offiziell ist er ein „Kind ohne Namen.“

„Hier liegt immer jede Menge alte Post und Müll“

Über drei Monate lang quoll die Post von Willi B. *(61) aus dem Briefkastenschlitz und fiel ungeöffnet in den Hausflur. Im Haus an der Uechtingstraße, Ecke Hülsmannstraße ist das niemandem aufgefallen. Dort wohnen hauptsächlich Familien mit Migrationshintergrund und deutschstämmige ledige Männer. Selbst der langjährige Postbote aus Schalke-Nord hat nichts bemerkt: „Hier liegt immer jede Menge alte Post und Müll“, sagte er. Bis es dann anfing, bestialisch zu stinken. Entdeckt wurde Willi Buskowski wegen einer anstehenden Zwangsräumung, erzählte die Vermieterin.

Obdachlos soll er vorm Einzug gewesen sein, verschuldet, vermutlich arbeitslos und am Ende krank. Die Polizei fand im Wohnzimmer auf seinem Laptop „Ingenieurformeln und mathematische Berechnungen“. „Dumm war der nicht“, meinte die Vermieterin. Hinweise auf familiäre Kontakte, Alkoholismus oder Krankheit gab es nicht. Insgesamt sei der Haushalt „völlig versifft“ gewesen.

Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Schalke-Nord und Buer?

Heinz Z.  galt als „Querulant“ bei seinen Nachbarn im Helene-Weber-Weg in Buer. Niemand wollte mit ihm etwas zu tun haben. Nachdem er starb, lebte seine Ehefrau Erna (87) jahrelang völlig zurückgezogen. Auch ihre Post quoll aus dem Briefkasten, landete allerdings im gepflegten Hausflur des sechsgeschossigen 70er-Jahre-Baus, bis sie nach vier Monaten tot gefunden wurde. Hauptsächlich leben ältere Mieter in den früheren „städtisch subventionierten“ Altenwohnungen, die jetzt frei zu mieten sind.

Der Wohnblock rund um die Hausummer 25 scheint ein dunkler Punkt mitten in der Wohlfühlstraße des sonst sauberen, autofreien Helene-Weber-Weges zu sein. Hier prägen eher kleine Ein- bis Zweifamilienhäuser mit gepflegten Vorgärten das Bild. Nachbarn grüßen sich und halten auf der Straße ein Schwätzchen. Das angrenzende Caritas-Nachbarschaftszentrum Löchterheide, ist die einzige, fußläufig liegende Einrichtung mit Mittagstisch und anderweitigen Angeboten.

So sehr sich Schalke Nord an neuralgischen Punkten im Straßenbild und Häuserzustand unterscheidet, lassen sich dennoch Parallelen mit Buer feststellen. In beiden untersuchten Bezirken fehlen öffentliche Treffpunkte, Grünanlagen sowie leicht erreichbare Lebensmittelgeschäfte und Arztpraxen. Aufsuchende Sozialarbeit, die einsame oder von Einsamkeit bedrohte Menschen in prekären Lagen „identifiziert“ und womöglich mit einem Netzwerk weiterhelfen könnte, fehlt.